"Die Plastiken entstehen erst im Dialog mit dem Stein und durch das Abtauchen in seine jahrmillionenalte Geschichte. Annehmen was ist, Bestehendes in meinen kreativen Prozess einbinden."
Zur GalerieWenn ich über meine Arbeit mit dem Stein, insbesondere dem afrikanischen Serpentin spreche, so kann ich nur über eine Wirklichkeit, die sich prozesshaft entwickelt innerhalb eines kreativen Zeitraumes und der Einbeziehung afrikanischer Philosophie zum Entstehen und Werden vom Ursprung bis zur Endform berichten.
Schwerpunkt meiner künstlerischen Arbeit mit dem 2,6 Milliarden Jahre alten afrikanischen Serpentin ist das abstrakte Erfassen von Formen. Dieser Stein hat mich von Anfang an fasziniert in seiner Vielfältigkeit und in seinem klaren Ausdruck. Die Auseinandersetzung mit Herkunft, Mythologie, Religion und Spiritualität war Teil meiner Annäherung.
Inspiriert werde ich durch Formen in der Natur und zwischenmenschliche Begegnungen. Die Plastiken entstehen erst im Dialog mit dem Stein und durch das Abtauchen in seine jahrmillionenalte Geschichte. Annehmen was ist, Bestehendes in meinen kreativen Prozess einbinden. Mir ist es wichtig, in jeder Skulptur noch einen Teil des Steines so zu belassen, wie ich ihn gefunden habe, aus groben Steinblöcken gehauen, deren Oberfläche von außen nach innen per Hand mit Hammer und Meißel, später mit Raspel und Feile, zuletzt mit trockenem und dann nassem Sandpapier bearbeitet wird und allmählich Gestalt annimmt. Manchmal kann es notwendig sein, die Arbeit beiseite zu legen und sich die Zeit zu nehmen, Abzuschalten, Wahrnehmung und Inspiration zu schärfen. Anfangs ist nicht klar, was sich am Ende formen wird. Für mich geht es darum, eigengestalterische Kräfte in sich zu erkennen, sie zuzulassen ohne jede hemmende Erwartung auf ein bestimmtes Endprodukt, einen freien Gestaltungsprozess und Zufriedenheit im Schaffen, ohne Produktionsdruck, zu erreichen. Eine Entdeckungsreise zu sich selbst. Es eröffnen sich im Entstehungsprozess immer wieder neue Perspektiven. Der Körper wird zum Instrument. Die Impulse aus dem Unbewussten drücken sich unmittelbar aus und sind zuverlässig.
Die schöpferischen Kräfte, die in uns allen vorhanden sind, können sich auf diesem Wege frei entfalten und wohltuend auf uns wirken.
Einer meiner beliebtesten Arbeitsplätze mit Stein befindet sich in Südtirol, ein Bergbauernhöfl auf 1200 m, ein eindrucksvolles Bergmassiv als Kulisse.
Maria Sigl, 2015
Die aus der Bildhauerarbeit mit dem afrikanischen Serpentin entstandenen Reste werden zu Pigmenten verarbeitet und zusammen mit anderen Naturpigmenten in der Strukturmalerei eingesetzt. Sie finden über eine gelungene Metamorphose einen Neubeginn in einem weiteren kreativen Prozess. Der Übergang ist fließend : Skulptur und Malerei ergänzen einander und verbinden sich hier auf besondere Art und Weise.
Maria Sigl, 2023
Mit meinen Steinarbeiten und Gemälden ist ein umfangreich bebilderter Katalog erschienen. Er beinhaltet neben den Werkabbildungen viele Detailaufnahmen. Neben einem Vorwort des Kunsthistorikers Elmar Zorn widmet sich ein längerer Essay den Arbeitstechniken und Grundgedanken meiner Kunst.
Details:
Hardcover, 176 Seiten
Format 230 x 280 mm
über 100 farbige Abbildungen
in deutscher und englischer Sprache
ISBN 978-3-00-078348-7
Preis 39,50 EUR
Bei Interesse am Katalog, schreiben sie mir eine E-Mail an:
sigl.eggstaett@t-online.de
Viel Spass und Erfolg mit Deiner Steinkunst. Du machst etwas ganz besonderes! Und bist besonders begabt. Die Kombination deiner handwerklichen Fähigkeit mit deiner Seele und Herz macht dich zu einer wahren Künstlerin. Ich freue mich schon heute auf Deine nächste Ausstellung.
… wieder ein kleines Wunder an einem bescheidenen Ort… Dieses Wunder entsteht aus diesem sorgsamen Umgang mit der uralten Massivität des Steines. Ich habe Lust, die anschmiegsame Glätte, die Bögen, die Tiefen, Zwischenräume, Urfarben der Skulpturen zu betasten, zu begreifen. Soweit der Serpentin nicht schon an und für sich und grundsätzlich habtisch ist, entsteht unter den Händen von Maria Sigl eine Erscheinung, die an den Ursprung der menschlichen Kreativität und Gestaltung erinnert. Hier wurde zwar geformt, gemeißelt, gefeilt, trotzdem entstand nichts Künstliches. Es scheint, als habe die Natur sich durch die Hände einer begnadeten Künstlerin selbst abbilden wollen. Ich wünsche der Künstlerin Begegnungen mit Menschen die „begreifen“.
Your stones have warmed my heart! Such a pleasure to find such stunning and original works of art so near to home. I look forward to seeing more!
In Usbekistan gesprochen davon, jetzt “live” gesehen! Es fällt uns nur großartig und phantastisch ein. Nur Goethe hätte es schöner formulieren können. Sicher hätte er auch über Deine Skulpturen sinniert. So aber bleibt uns nur zu rezitieren: … getrocknet, honigsüße Früchte, aus Buchara, dem Sonnenland und tausend liebliche Gedichte auf Seidenblatt von Samarkand.
Starke Arbeiten einer starken Frau. Ganz wunderbar. Vielen Dank.
Kunst kommt von Können und Du kannst! Toll!
Eine wahnsinnig dynamische Frau mit vielfältigen Begabungen, die (nahezu vulkanhaft) nach Gestaltung drängen. Sie formt mit Herzkraft und regem Verstand eine erfolgreiche, liebenswerte Familie. Selbst Marmor und anderen Gesteinen verleiht Frau Sigl ihre Gestaltungskraft, eine Zauberkraft.
Welch eine Spannweite des Handwerkes – grob und fein, fein und zart, uralte Erscheinungsformen in dieser „modernen Welt“.
Maria Sigl, 1955 in Eggenfelden geboren, seit 30 Jahren im Chiemgau lebend, Mutter von 3 Kindern,
Kunsttherapie-Studium bei der APAKT München, Diplom-Arbeit : Kunsttherapeutische Arbeit mit Karzinom-Patienten im Rahmen eines Rehabilitationsverfahrens
Dipl.-Kunsttherapeutin, psychoanalytische Arbeit mit Kindern und Jugendlichen in eigener Praxis seit über 25 Jahren in Eggstätt
Gemäldeausstellungen beginnend mit 29 Jhr (u.a. Acryl, Öl) u.a. in München, Prien, Düsseldorf. Unterricht an der Kunstakademie in Bad Reichenhall u.a. bei Alfred Darda unter Einbeziehung von Naturmaterialien wie Steinstaub, Sand, Abfall der bei der Arbeit mit afrikanischem Serpentin, Marmor und Sandstein entsteht.
Seit einigen Jahren vermehrt Arbeit mit afrikanischem Serpentin aus Simbabwe bei afrikanischen Bildhauern wie Vengai Chiwawa, Benjamin Musendami, Ronika Tandi und Sam Mabue.
Ausstellung: Hilgerhof (Künstlerhof) im Chiemgau
"Wenn ich die Kunst als eine Lebensanschauung bezeichne, meine ich damit nichts Ersonnenes. Lebensanschauung will hier aufgefaßt sein in dem Sinne: Art zu sein. Also kein Sich-Beherrschen und –Beschränken um bestimmter Zwecke willen, sondern ein sorgloses Sich-Loslassen, im Vertrauen auf ein sicheres Ziel. Keine Vorsicht, sondern eine weise Blindheit, die ohne Furcht einem geliebten Weiser folgt. Kein Erwerben eines stillen, langsam wachsenden Besitzes, sondern ein fortwährendes Vergeuden aller wandelbaren Werte: Man erkennt: Diese Art zu sein hat etwas Naives und Unwillkürliches und ähnelt jener Zeit des Unbewußten an, deren bestes Merkmal ein freudiges Vertrauen ist: die Kindheit..."
Rainer M. Rilke 1898 über Kunst